Versöhnung nach 300 Jahren

Roßtaler und Cadolzburger Schützen feierten Versöhnung nach 340 Jahren.

Ein Schützenfest oder eine „kulturhistorische“ Veranstaltung ganz anderer Art feierten die kgl. Priv. Schützengesellschaft 1452 Cadolzburg und die Schützengesellschaft deutsche Eiche Roßtal aus dem Schützengau Fürth.

 

Die Vorgeschichte:

Im Januar 1668 erhielt der Roßtaler Richter vom Oberamt Cadolzburg die Aufforderung, für die Schlosswache in Cadolzburg Schützen zu stellen:

„Dem Herrn Richter wird angedeutet , die sämtliche Bauernschaft mit allen ihren Ober- und Untergewehren sauber und ausgeputzt mit Pulver und Blei versehen, in Bereitschaft zu halten, damit auf Anforderung kein Mangel erscheinen möge“, lautete damals der Befehl.

Bei Ankunft der Schützen aus Roßtal und der Überprüfung ihrer Ausrüstung wurde festgestellt, dass die Schützen in schlampiger und zerrissener Kleidung in Cadolzburg angekommen sind und dazu auch noch verrostete Gewehre mit sich führten.

Daraufhin wurden die Schützen oder besser, diese jammervollen Gestalten, wieder nach Hause geschickt.

Laut Chronik waren die Roßtaler „so goar schlecht und liederlich bestallet. Es ist fast mehr Schande als gute Anordnung zu spüren, sintemalen (weil) alte unvermögende und breßhafte (kranke) Leute abgeordnet wurden“.

Böse Zungen Behaupten, das war Absicht und eine Frühform von Kriegsdienstverweigerung.

Seit damals waren wohl die Beziehungen zwischen beiden Orten etwas eingefroren, was jedoch niemanden wirklich störte.

 

Bei   der 300-Jahrfeier der Roßtaler Schützen diesen Sommer, hat in seinem Grußwort der Cadolzburger Schützenbruder und MdL Günter Gabsteiger diese Geschichte aus der Roßtaler Chronik zitiert und die alte Feindschaft wieder aufgewärmt.

Dabei wurde die Idee geboren, dieses „frevelhafte“ Verhalten der Roßtaler Schützen bei einem friedlichen Treffen in Cadolzburg endgültig zu bereinigen.

– Gesagt – getan -. Am 30. August war es soweit. Unter Führung ihres 1.Schützenmeisters Jürgen Emmerling fanden sich vor dem Toren des Marktes Cadolzburg die Roßtaler Schützen samt Bürgermeister und Gemeinderat ein. Im Gefolge auch Bezirkstagspräsident Richard Bartsch ebenfalls Roßtaler, der die Reihen der Seinen verstärkte.

Empfangen wurde die Roßtaler Abordnung vom Cadolzburger Schützenmeister Gerhard Hollweck. Dieser begrüßte in humorvoller Weise die obersten Würdenträger beider Orte und die anwesende Schützenprominenz mit Bezirksschützenmeister Gerold Ziegler an vorderster Front, sowie alle Schützenabordnungen der benachbarten Orte, die sich vermutlich anno 1668 vom „Einsatz zur Bewachung der Cadolzburg“ gedrückt haben.

Schützen aus den einfachen Rängen und Cadolzburger Gesinde war ebenfalls reichlich anwesend.

Das Kommando übernahm nun die Cadolzburger Stadtwache. Diese kontrollierte den Roßtaler Haufen auf saubere Kleidung und ordentliche Bewaffnung.

Überwacht wurde die Überprüfung von dem für seine saubere Weste allseits bekannten Europaminister Markus Söder.

Diesmal war nichts zu beanstanden. Doch halt!! Da hat sich ein zerlumpter Geselle dazwischengemogelt. Die Stadtwache legte diesen Halunken einen Schandkragen an und stellte ihn unter Arrest.

Gemeinsam bewegte sich anschließend der ganze Tross in Richtung Burg, wo sie von den Böllerschützen standesgemäß begrüßt wurden. Von oben überwachte der Aero-Club Fürth die Einhaltung der guten Sitten.

Um die Cadolzburger positiv zu beeinflussen, spendierten die Roßtaler im Burginnenhof ein Fass Bier zu Stadtwurst, Brot und süßsauren Gurken. Diese Geste der Roßtaler war letztendlich ausschlaggebend für die Bereinigung der Schmach von 1668.

Nach Austausch der Versöhnungsurkunden und einer Erinnerungsmedaille war die Beilegung der „Feindschaft“ auch amtlich besiegelt.

Inzwischen waren die Cadolzburger Gaukler und Spielleut eingetroffen um mit frohen Klängen die Schützen und Gäste zum Schützenhaus zu begleiten, wo mit fränkischen Spezialitäten das große Versöhnungsmahl ausgiebig gefeiert wurde.

Es war ein „kulturhistorisches Spektakel“ mit einem Augenzwinkern beider Kontrahenten und alle hatten ihren Spaß daran.

 

Bildbeschreibung:

Bild 1: Einmarsch in die Burg mit „Roßtaler Lumpen“ im Schandkragen

Chronik - Anekdoten - Versoehnung Bild 1

 

 

Bild 2: Einmarsch der Roßtaler nach Kontrolle, sauber gekleidet und mit ordentlichen Waffen.

Chronik - Anekdoten - Versoehnung Bild 2

 

Bild 3: Die Marketender der Roßtaler mit ihrem „Friedensangebot“.

Chronik - Anekdoten - Versoehnung Bild 3

Chronik - Anekdoten - Versoehnung Bild 4

Bild 4: Die Prominenz überwacht das Spektakel.Chronik - Anekdoten - Versoehnung Bild 5

Bild 5: Ausgabe des FriedensangebotesChronik - Anekdoten - Versoehnung Bild 6

Bild 6: Der Zwist ist beigelegt. Die Schützenmeister Gerhard Hollweck und Jürgen Emmerling tauschen die Friedensurkunden.

Chronik - Anekdoten - Versoehnung Bild 7

 

Bild 7: Ausmarsch unter frohen Klängen zum Friedensmahl ins Schützenheim.Chronik - Anekdoten - Versoehnung Bild 8

 

zurück zur Chronik

Kommentare sind geschlossen.